Stolpersteine putzen – an die jüdischen Opfer in Niederkassel gedenken – Verantwortung übernehmen
Anlässlich der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November fanden bundesweit zahlreiche Gedenkveranstaltungen an die Opfer des Nationalsozialismus statt. In Niederkassel hatte das Bunte Café Niederkassel dazu eingeladen, am Nachmittag die 35 Stolpersteine in Rheidt und Mondorf zu putzen und am Abend an der ehemaligen Synagoge in Mondorf zu gedenken.



Die Teilnehmer:innen trafen sich am Rheidter Marktplatz und begannen in der Marktstraße 13, wo sieben Stolpersteine im Bürgersteig an Mitglieder der Familie Frenkel erinnern – sechsmal mit der Inschrift „ermordet“, einmal mit „versteckt, überlebt“. Anschließend teilte sich die Gruppe auf, um die übrigen Steine aufzusuchen. Dank einer WDR-App konnten einige Mitwirkende aus den dokumentierten Lebensgeschichten der Opfer vorlesen. Auch Eltern mit Kindern beteiligten sich, um gemeinsam die Steine zu säubern und über ihre Bedeutung zu sprechen.
Um 17 Uhr versammelten sich die Teilnehmenden vor dem Gebäude der ehemaligen Synagoge in Mondorf, Provinzialstraße 48. Dort, vor der Gedenktafel, angebracht 1983 von der Stadt Niederkassel, hatte das Team des Bunten Cafés 35 Lichter aufgestellt. In seiner Ansprache spannte das Team den Bogen von den Stolpersteinen als dauerhaften Erinnerungszeichen zum gemeinsamen Putzen und abendlichen Gedenken – als Orten der Begegnung und Verantwortung.



Inspiriert von einer Passage aus der Reformationspredigt von Luisa Neubauer in Bonn formulierte Ulrich Buchholz die Hoffnung, dass die Anwesenden sich berühren lassen und in anderen Augenblicken und Orten Verantwortung übernehmen – durch Gedanken und Worte, die neue Welten schaffen.
Nach einem kurzen Gang mit Blick auf die Nord-, West- und Südansicht des Gebäudes berichtete Herr Odenthal, Denkmalpfleger der Stadt Niederkassel, über die Entstehung und das Ende der jüdischen Gemeinde. Viele Teilnehmende bedauerten, dass das zerstörte Synagogengebäude nicht als Erinnerungsstätte wiedererrichtet werden konnte. Zum Schluss las Pfarrer Eidmann Psalm 85 – der von Hoffnung handelt – in Hebräisch, der Sprache, die einst in der Synagoge erklang. Die Lichter blieben vor Ort, versehen mit einem Erklärtext. Die vielfältigen Beiträge hinterließen bei den Teilnehmenden eindrückliche Bilder und Gedanken – als Ermutigung, heute Verantwortung zu übernehmen.



Das Team des Bunten Cafés dankt allen, die bei Vorbereitung und Durchführung geholfen oder teilgenommen haben und lädt herzlich zum nächsten Bunten Café am 20. November um 18 Uhr im Matthiashaus, Rheinstraße 33, Niederkassel-Lülsdorf, ein.
Weitere Infos: Wer mitmachen oder mehr erfahren möchte, kann sich per E-Mail an post@niederkassel-fuer-demokratie.de wenden.